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Lebensraum mit Tradition –
die Urbacher Streuobstwiesen


Steile Hänge – Sonne – Weinbau – Streuobstbau.
Jahrhundertelange Nutzung gaben den Keuperhängen um
Urbach ihr unverwechselbares Gesicht und prägen die Landschaft
um Urbach und somit den Ort. Ehemals Weinbaulagen, wurden
Anfang des 20. Jahrhunderts in Streuobstwiesen umgewandelt.
Die Reblaus machte damals dem Weinbau nicht nur in Urbach ein
Ende. Auch der Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft
trug dazu bei, dass nach vielen Jahrhunderten die Landschaft
einem grundsätzlichen Wandel unterworfen war. Als Ersatz für
den „Wengert“ wurden nun zunehmend Obstbäume gepflanzt.
Mit über 300 ha Streuobstwiesen ist Urbach eine der streuobst- wiesenreichsten Gemeinden Süddeutschlands.
Lebensverhältnisse und vor allem der Lebensmittelmarkt haben sich in den letzten dreißig Jahren gravierend verändert und damit
auch unser Verhältnis zu den Streuobstwiesen. Viele Bäume sind
überaltert und junge Bäume werden wenige nachgepflanzt. Auch
die Sortenvielfalt nimmt ständig ab. Früher für Urbach typische
Sorten wie Geesapfel, Luiken, Mohrenapfel, Hartner, Theuringer
und Wolfsbirne geraten in Vergessenheit. Viele ehemalige
Streuobstwiesen drohen nach Aufgabe ihrer ursprünglichen
Nutzung zu verwildern. Früher oder  später entwickeln sie sich
dadurch zum Wald – damit verschwinden Artenreichtum und
Vielfalt sowie der einzigartige Charakter dieser Kulturlandschaft
für immer.
Der Gartenrotschwanz und der
 Schachbrettfalter sind Charakterarten
der Streuobstwiesen. Beide stark
bedroht, hängt ihr Überleben
überwiegend auch von der Zukunft
der Streuobstwiesen ab.
 
  Was ist das Besondere am Lebensraum Streuobstwiesen?

Untersungen belegen, dass Streuobstwiesen von vielen
Menschen als besonders harmonische, naturnahe und schöne
Landschaft empfunden werden. Kennzeichnend für Streuobst-
wiesen ist ihr enormer Artenreichtum. Unter den Obstbäumen
herrscht ein anderes Kleinklima als beispielsweise unter
Waldbäumen. Die ökologische Nutzung und Bewirtschaftung,
z.B.durch Schafbeweidung, schaffen und erhalten einen Lebens-
raum für viele Pflanzen-, Insekten- und Vogelarten. Die biolo-
gische Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten in Streuobstwiesen
wird auf ca. 5000 – 6000 Arten geschätzt.

   Anzahl
 vorkommende
 Vogelarten/Jahr
 Insektenarten
 am Beispiel
 Heuschrecken
 Anzahl der
 vorkommenden
 Pflanzenarten
 
 Insekten- und
 Spinnenarten
 auf einem 25
 Jahre alten 
 Hochstamm:
 ca. 1000
 verschiedene
 Arten!
Dieser
 Wert ist um
 ca. 2,5 bis
 7-fach höher
 als in einem
 Waldöko-
 system.
 Intensiv-
 Obstbauanlagen
20 4 52
 Niederstamm-
 Obstanlagen
35 7 60
 Streuobstwiesen/
 Hochstämme
50 12 98
 



Was sind Hochstämme?
Ein kleiner streuobstfachlicher Überblick


Beim Hochstamm befindet sich die erste Astabzweigung beim jung
gepflanzten Baum in mindestens 1,80 m Höhe. Im Unterschied zu
Nieder- und Halbstämmen wird er in der Regel auf einer stärker
wachsenden Sämlingsunterlage gezogen. Die Unterlage gibt vor,
wie tief beispielsweise der Baum wurzelt und ist maßgebend für das
Wachstum. Die heutigen Niederstämme oder Spindelbäume kann man
als moderne Nachfolger der barocken Zwerg- und Formbäume
betrachten. Sie haben sich vorwiegend wegen ihrer leichteren Pflege
und der höheren Produktivität durchgesetzt. Der Hochstamm ist im
Vergleich zu den anderen Stammformen weniger anfällig gegen
Umwelteinflüsse wie Austrocknung oder Stürme.

Der Holzvorrat des Hochstamms wirkt als Speicher und Puffer für
Nährstoffe und kann somit Überfluß und Mangel gleichermaßen
entgegenwirken. Dies wirkt sich natürlich auch auf Qualität und
Geschmack des Obstes aus. Auch die Lebenserwartung ist deutlich
höher als bei anderen Obstbaumformen – und damit natürlich auch
die Bedeutung des Baumes als Lebensraum für Insekten, Säugetiere
und Vögel.

Steinkauz und Wiedehopf, einst weit verbreitete Brutvögel im Remstal,
sind ohne Hochstämme heimatlos. Denn als Brutplatz benötigen sie
Höhlen in genügend großen und alten Bäumen. Und nur dort, wo diese
alten Obstbäume stehen, finden sie auch ihre Nahrung, eine Vielzahl
von Insekten. Hochstämme sollten im Abstand von wenigsten 10 m
gepflanzt werden.

Vor allem im Frühjahr zur Zeit der Obstblüte ist das mittlere Remstal
ein beliebtes Ausflugsziel.



Hochstamm e.V. erhält Kulturlandschaft

Hochstamm e.V. hat sich der Pflege und dem Erhalt des
Lebensraumes Streuobstwiesen verschrieben. Gegründet wurde
der Verein im Frühjahr 2005 von sieben Streuobstwiesenfreunden
aus Urbach und Umgebung.


Unser Konzept: Viele Arbeiten in Streuobstwiesen sind zeit- und
arbeitsaufwändig – gemeinsam geht's besser! Unsere Vereins-
grundstücke werden durch die Mitglieder bewirtschaftet und die
Lasten somit verteilt. In der Nähe des Erdrutsches Urbach
wurden bisher zusammenhängend ca. 120 ar Grundstücke
aufgekauft. Viele davon waren bereits seit mehreren Jahren in
ihrer Nutzung als Streuobstwiese aufgegeben und wurden nicht
mehr gepflegt. Im Herbst 2005 wurden dann von uns durch
umfangreiche Maßnahmen die Voraussetzungen für eine
zukünftige Nutzung wieder als Streuobstwiese geschaffen.
Zukünftig soll die wiederentstandene Kulturlandschaft Streuobst-
wiesen von uns naturnah bewirtschaftet werden.

Ziel ist es, die Fläche zu erweitern und mit der Pflanzung alter
Apfel- und Birnensorten einen möglichst großen Lebensraum
Streuobswiese zu erhalten. Viele Mitglieder von Hochstamm e.V.
sind seit Jahrzehnten mit den Themen Obstbau, Streuobst-
wiesen, Landschaftspflege und Naturschutz vertraut und darin
aktiv. Zu vielen Institutionen und Verbänden bestehen gute
Kontakte. Fachliche Beratung erhalten wir auch von den haupt-
amtlichen Stellen des Naturschutzes. Hochstamm versteht sich
nicht als Konkurrenz zu traditionellen Obst- und Gartenbau-
vereinen, sondern ist der Versuch, ein Stück Kulturgut zu
erhalten!

Bei einem großen Teil der Flächen war die Nutzung als Streu-
obstwiese bereits seit über 10 Jahren aufgegeben. Nach der
Erstpflege durch unseren Verein blicken die Streuobstwiesen
wieder in eine hoffentlich bessere Zukunft
.

In unmittelbarer Nähe des Geotops
befinden sich die Grundstücke
des Hochstamm e.V.

      Die Arbeiten bei der Renaturierung der Streuobstwiesen ist mühselig und voller Überraschungen:
Der Rest einer Trockensteinmauer
sieht nach Jahrzehnten wieder Sonne.
 


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